Was hilft bei einem Reizdarm?

Reizdarm - Was ist das und was hilft?

Jan 20, 2022Hanna Eversmann

Bauchkrämpfe, Verstopfung und Blähungen sind unangenehme Begleiter. Besonders wenn sie einen immer wieder oder anhaltend quälen. Sie laugen aus, machen Kochen und Essen zum Spießrutenlauf und können ordentlich die Stimmung drücken. Wir erklären, wann hinter diesen Beschwerden das Reizdarmsyndrom stecken kann, welche Ursachen es hat und geben Tipps, um gegen einen Reizdarm aktiv zu werden.

Was ist das Reizdarmsyndrom?

Unter den Magen-Darm-Erkrankungen zählt der Reizdarm zu den am häufigsten gestellten Diagnosen. Weltweit leiden schätzungsweise 10% der Menschen am Reizdarmsyndrom oder kurz RDS. Anteilig sind mehr Frauen als Männer betroffen. Expertinnen und Experten warnen jedoch vor voreiligen Schlüssen. Denn viele Symptome, die Betroffene mit Reizdarm erleben, treten auch bei anderen Krankheiten auf.

Was ist also der Unterschied zwischen einer fiesen Verstopfung, Durchfall oder ständigen Blähungen und einem Reizdarm? Vom Reizdarmsyndrom wird gesprochen, wenn diese Kriterien auf die Erkrankten zutreffen:

  • Bauchschmerzen und andere Darmbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühle treten über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auf, sind also chronisch
  • der Stuhlgang ist verändert, es kommt zu Verstopfung, Durchfall oder beides tritt abwechselnd auf
  • Betroffene sind in ihrem Tagesablauf aufgrund der Symptome stark beeinträchtigt
  • andere mögliche Krankheiten wurden im Vorhinein ausgeschlossen

Gerade Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktose- oder Fruktoseintoleranz gehen mit ähnlichen Symptomen einher. Deshalb ist es ratsam, sich auf diese testen zu lassen. Aber auch andere ernstere Erkrankungen sollten von der behandelnden Fachkraft vorab abgeklärt werden. Zum Beispiel durch eine Blutuntersuchung oder eine Darmspiegelung.

Entspannung bei Reizdarm

Welche Symptome sind typisch bei einem Reizdarm?

Die konkreten Beschwerden, die Menschen mit Reizdarmsyndrom erleben, sind von Person zu Person unterschiedlich. Trotzdem gibt es einige Symptome, die bei der Erkrankung typisch sind. Zu ihnen gehören Durchfall und Verstopfung, Übelkeit, Blähungen oder Völlegefühle. Der Eindruck der unvollständigen Darmentleerung oder ein sichtbar aufgeblähter Bauch und zum Teil krampfartige Bauchschmerzen sind ebenso möglich. Diese Beschwerden können zur Folge haben, dass Betroffene sich sehr müde, ausgelaugt und niedergeschlagen fühlen. Kurz um: Die Lebensqualität sinkt. Alle, die schon einmal heftige Magen-Darm-Beschwerden hatten, können das sicherlich nachempfinden.

Welche Ursachen hat das Reizdarmsyndrom?

Doch wie kommt es zum Reizdarm? An den Ursachen der Erkrankung wird derzeit noch geforscht. Fest steht jedoch: Die Auslöser für das Reizdarmsyndrom können vielfältig sein. Zum Beispiel Stress, psychische Belastung oder eine genetische Veranlagung. Auch Infektionen oder die Einnahme von Antibiotika können einen Reizdarm verursachen. Zwei Mechanismen können laut der aktuellen Forschung eine entscheidende Rolle spielen.

Reizdarm und das Bauchhirn

Beim Reizdarmsyndrom kann die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn fehlgesteuert sein. In der Darmwand befinden sich sehr viele Nervenzellen. Deshalb wird das Darmnervensystem auch Bauchhirn genannt. Dieses sendet Signale an das vegetative und zentrale Nervensystem. Sie bilden gemeinsam die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Bei Menschen mit Reizdarm-Beschwerden können die Darmnerven dauerhaft gereizt sein. So melden sie dem Gehirn: Schmerz!

Dieser Auslöser ist nicht nur eine mögliche Erklärung für das Schmerzempfinden, sondern zum Beispiel auch für den Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, genetischen Ursachen oder dem Einfluss auf die Psyche.

Joghurt und Beeren als Hilfe gegen Reizdarm

Reizdarm und die Darmflora

Das Mikrobiom im Darm besteht aus Abertausenden von Mikroorganismen - mehr als es Menschen auf der Erde gibt. Sie tragen zu unserer Verdauung bei und bilden einen wichtigen Teil unserer Immunabwehr. Forschende haben herausgefunden, dass die Darmflora von Patientinnen und Patienten mit Reizdarmsyndrom verändert ist. Sie ist aus dem Gleichgewicht. Bestimmte Bakterienstämme kommen häufiger vor, andere zu selten. Das wirkt sich auf unser körperliches und psychisches Wohlbefinden aus.

Ein Auslöser für einen Reizdarm können deshalb Magen-Darm-Erkrankungen sein. Nach einer Salmonelleninfektion ist das Risiko an Reizdarm zu erkranken acht Mal höher. Auch wenn Menschen über einen längeren Zeitraum Antibiotika nehmen, kann das die Bakterienkulturen im Darm angreifen und einen Reizdarm hervorrufen. Unklar ist den Forschenden jedoch, ob eine gestörte Darmflora Folge oder Ursache des Reizdarmsyndroms ist. In beiden Fällen können die Beschwerden der Betroffenen häufig durch einen ausgeglichenen Bakterienhaushalt im Darm verbessert werden. Eine wichtige Rolle spielen hierbei: Probiotika und eine angepasste Ernährung.

Was tun bei Reizdarm? – 4 Tipps

Treffen die oben beschriebenen Symptome auf dich zu? Wir haben 4 Tipps zusammengestellt. Diese können dir helfen, die richtige Behandlung zu finden und deine Beschwerden zu lindern.

  1. Arztbesuch: Die Diagnose Reizdarm kann nur von einem Arzt oder einer Ärztin gestellt werden. Es ist wichtig, andere Erkrankung auszuschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen können. Ein Besuch in deiner Hausarztpraxis oder beim Facharzt sollte einer deiner ersten Schritte sein. Gemeinsam könnt ihr nach Ursachen und einer passenden Behandlung suchen.
  2. Unverträglichkeitstest: Lebensmittelunverträglichkeiten können ähnliche Symptome hervorrufen wie ein Reizdarm. Ein Test auf Laktose- oder Fruktoseintoleranz können auch die Gründe für deine Beschwerden aufklären. Der Vorteil hier: Streichst du Lebensmittel aus deiner Ernährung, die diese Stoffe enthalten, können deine Beschwerden schnell verschwinden.
  3. Probiotika: Laut Fachmeinung sind Probiotika eine vielversprechende Option. Probiotische Lebensmittel enthalten Mikroorganismen, die eine gesunde Darmflora unterstützen. Sie sind in Hefe, Kefir oder Kombucha enthalten. Präbiotische Lebensmittel sind hingegen Futter für die Bakterien. Beispiele sind Ballaststoffe wie Inulin, welche die Darmflora unterstützen. 
  4. Angepasste Ernährung: Mit mit der richtigen Ernährung kannst du Symptome mildern. Bei Reizdarm ist es hilfreich, sogenannte FODMAPs zu vermeiden. FODMAPs sind bestimmte Kohlenhydrate, die im Dickdarm von den Bakterien verstoffwechselt werden und so zu den typischen Beschwerden führen. Schlecht bei Reizdarm sind zum Beispiel Kernobst wie Äpfel und Birnen, aber auch Pilze, Milchprodukte mit Laktose und fettreiches Fleisch. Stattdessen sind Zitrusfrüchte, glutenfreie Produkte und Fisch gute Alternativen.
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