CLAV Magazin Faszien

Ein Hurra auf die faszinierenden Faszien

Jun 07, 2020Roman Ladyzenskij

Faszien. Schon mal gehört? Wahrscheinlich nur im Zusammenhang mit der „bösen“ Cellulite, die die Frauen hassen wie die Pest. Schuld an diesen fiesen Beulen an den Oberschenkeln, auch als „Orangenhaut“ bekannt, ist eine Bindegewebsschwäche. Womit wir beim Thema wären: den faszinierenden Faszien – dem Bindegewebe des Körpers.

„Faszien“, vom Lateinischen „fascia“ – Band, Bandage, durchdringen deinen gesamten Body als ein verbindendes und umhüllendes Spannungsnetzwerk. Kein Bild dazu? Dann kurz mal zurück zur Orange: Diese weiße dünne Haut, die du siehst, wenn du die Apfelsine aufschneidest oder die äußere Schale ab pulst – so hüllen auch Faszien deine Muskeln ein und trennen die einzelnen Muskeln voneinander. Das Gleiche gilt auch für deine Organe, die Gelenkkapseln, Bänder, Sehnen und noch viel, viel mehr.

Man unterscheidet drei Arten von Faszien: die oberflächlichen (Cellulite), die tiefliegenden (umschließen die Muskulatur) und die viszeralen (umschließen die inneren Organe). Faszien sind so etwas wie die „Stoßdämpfer“ deines Körpers und sorgen u.a. dafür, dass die Organe alle an der richtigen Stelle liegen bleiben und wir überhaupt aufrecht gehen können. Auf die eine oder andere Weise sind die Faszien an (fast) allem beteiligt, was für unseren Körper wichtig ist: an unserem gesamten Bewegungsapparat, dem Lymphtransport bzw. der Zellversorgung, dem Abtransport der Schadstoffe, der Atmung, der Verdauung, dem Immunsystem usw.

Können Faszien Schnupfen kriegen?

Kurz: Faszien sind wahnsinnig wichtig! Und dazu noch so etwas wie der sechste Sinn unseres Körpers. Denn die Wissenschaft hat festgestellt, dass in diesem großflächigen Bindegewebe unglaublich viele Rezeptoren enthalten sind, die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen versorgen. Dazu können u.a. auch Kälte und Schmerzen gehören. Und auf Stress reagieren die Faszien sehr verschnupft – zumindest im übertragenden Sinn.

Die meisten von uns lernen ihre Faszien erst kennen, wenn sie schmerzen. Sei es durch ein äußeres Ereignis – weil wir uns z.B. gestoßen haben – oder durch Bewegungsmangel. Dann verkleben die Faszien nämlich gern mal – und dann tun sie höllisch weh. Und wir wundern uns, warum wir Kopfschmerzen bekommen oder den Arm nicht mehr richtig bewegen können oder es unter dem Fuß so unglaublich zwackt. Obwohl wir doch eigentlich gar nichts gemacht haben. „Eben darum“ lautet hier die richtige Antwort auf „gar nichts“ – denn Faszien bedürfen der Pflege.

Es ist eigentlich gar nicht so schwer, seine Faszien gut zu behandeln, d.h., sie vor dem Verkleben bzw. Verhärten zu schützen.

U.a. sind drei Punkte wichtig. Erstens: Bewegung. Zweitens: Ausreichend trinken. Drittens: Stress vermeiden. Faszien müssen nämlich geschmeidig bleiben und brauchen auch so etwas wie Ruhe. Nur dann können sie so arbeiten, wie sie sollen und wie wir es brauchen. Einfachste Übungen, wie regelmäßiges auf den Fußballen Wippen, können da schon helfen. Besser ist aber natürlich ein richtiges Faszientraining, wie es z.B. die fabelhafte Gabi Fastner auf ihrem YouTube-Kanal anbietet.

Außerdem müssen wir, je älter wir werden, umso mehr darauf achten, ausreichend zu trinken – eher Wasser oder Tee, Wein zählt da nicht. Damit „schmieren“ wir unsere Faszien sozusagen und helfen ihnen ungemein dabei, Ihre Aufgaben zu erfüllen. Abgesehen von einem uneingeschränkten Bewegungsapparat weisen neuere Studien nämlich auch darauf hin, dass das unserem Kopf nicht schaden kann. Denn, Überraschung: auch im Hirn gibt es Faszien. Und dass die verkleben oder verhärten, kann niemand wollen.

Und der Stress? Da wurde von Dr. Schleip, dem führenden Faszienexperten Deutschlands, herausgefunden, dass Stress und Faszien auch kein gutes Gespann abgeben. Warum? Weil sich, wenn wir gestresst sind, durch die Hormonausschüttung des Körpers die Faszien verkrampfen – und zwar ohne, dass die Muskeln dabei mittun. Kurzfristig ist das kein Problem; blöd wird es, wenn wir unter Dauerstress stehen: Dann nämlich bleiben die Faszien durchgehend gespannt wie ein Flitzebogen. Und am Ende verhärten sie. Ergebnis: Es tut einem praktisch alles weh – und man kann sich irgendwie gar nicht mehr bewegen. Die Folgen: Verspannungen, Verhärtungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und andere unschöne Dinge.

Neben all diesen wirklich, wirklich wichtigen Funktionen aber sind Faszien auch noch maßgeblich am Immunsystem unseres Körpers beteiligt. Wie genau? Zum einen bilden sie eine Barriere, die Fremdkörpern das Eindringen erschwert, zum anderen gibt es auch noch sogenannte „Makrophagen“ (Fresszellen) im Fasziengewebe. Diese wiederum gehören zum Immunsystem und bilden sozusagen die „Feuerwehr“, wenn es um Fremdkörper und Eindringlinge geht. D.h., sie bekämpfen die bösen Feinde, die von außen kommen. Also: Immer schön das Immunsystem stärken, dann klappt es auch mit den Faszien.

Aber, Spaß beiseite – tatsächlich hilft alles, was wir unserem Immunsystem Gutes tun, natürlich auch den Faszien, denn Bewegung an der frischen Luft, ein bisschen Sport, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und ein gutes Stressmanagement sind uns so oder so von Nutzen, wenn wir gesund und leistungsfähig bleiben wollen. Ein paar kleine Tipps gibt es hier:

Fünf Tipps für Deine Faszien

Ausreichend Bewegung

    • Treibe, wenn möglich, regelmäßig Sport oder sorge zumindest dafür, dass du einmal am Tag einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machst. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, mit dem Rad zur Schule, zur Uni oder zur Arbeit zu fahren.

    • Trainiere deine Faszien ganz gezielt: Für den Anfang reichen schon fünf Minuten am Tag. Ausgiebiges Strecken und Recken nach dem Aufstehen sind ein guter Anfang. Während des Tages öfter mal auf den Fußballen auf und ab zu wippen hilft auch schon.

    • Toll sind Yoga oder ein gezieltes Faszientraining z.B. von Gabi Fastner auf Youtube.com.

    Achte auf Deinen Flüssigkeitshaushalt

    Faszien brauchen Flüssigkeit, um geschmeidig zu bleiben. Trinke ausreichend. Stilles Wasser oder ungesüßter Tee wären wohl zu empfehlen.

    Kleiner Tipp: Viele tun sich gerade mit stillem Wasser schwer, weil sie es als „langweilig“ empfinden. Ein Spritzer Zitrone oder auch etwas Gurke, Ingwer, Minze o.ä. ins Glas – oder am besten gleich in einen Krug mit Wasser – können da schon hilfreich sein. Wer kein stilles Wasser mag, kann vielleicht halb Medium, halb stilles Wasser probieren. Hauptsache, es sprudelt nicht so stark.

    Sonst funktionieren natürlich auch Fruchtsaftschorlen oder auch mal ein alkoholfreies Bier oder Radler.

    Faszienrolle

    Es gibt extra Rollen fürs Faszientraining in unterschiedlichen Größen. Das kann am Anfang ganz schön wehtun und du solltest die Rolle – zumindest die ersten Male – auch am besten unter Anleitung nutzen.

    Stress-Management

      • Wenn du das Gefühl hast, dass wieder einmal alles zu viel ist, dann versuche, die Aufgaben in überschaubarere Portionen zu unterteilen und arbeite diese dann chronologisch ab. Ergänzend dazu könntest du dir einen Wochenplan schreiben und schauen, was du eventuell absagen oder verschieben kannst. Mach dir schon am Abend eine Liste, was am nächsten Tag alles ansteht – im besten Falle fällt dir dabei auf, dass du etwas noch hinten verlegen kannst.

      • Versuche es doch mal mit Atemübungen, Meditation, autogenem Training, Yoga oder anderen Entspannungsübungen, die dir helfen, deine innere Mitte wiederzufinden.

      • Verzichte auf übermäßigen Kaffee-, Alkohol- und Zigarettenkonsum und auf Energydrinks – die bringen dich nicht runter, ganz im Gegenteil.

      Stärke Dein Immunsystem

        • Achte auf ausreichend Bewegung an der frischen Luft.

        • Ernähre dich gesund, ausgewogen und maßvoll.

        • Achte auf deine Nährstoffversorgung

        • Eine gute Nachtruhe ist wirklich wichtig. Sorge für ausreichend Schlaf.

         



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